März 2021 Lachsartige im Land – aus unserer Arbeit des Salmonidenvereins M-V - ein Mitglied berichtet

Die Meerforelle ist ein sogenannter Bioindikator. Sie ist sehr empfindlich, braucht klares, sauerstoffreiches Wasser. Geht’s ihr gut, findet sie sich in einem Gewässer ein, fühlt sich das Fließgewässer wohl. Damit zeigt sie die Qualität des Wassers und die Durchgängigkeit, von der Mündung bis zu ihren Laichplätzen an. Hege, Pflege, Kartierung der Laichplätze gehören zu unserer Arbeit für die Salmoniden und auch der Besatz. Ich lade Sie zu einer Autotour und Spurensuche durchs Land ein, an Bord die Brütlinge für 2021:

In den Monaten März und April warten wir seit vielen Jahren auf den mobilisierenden Anruf von  Fischer Werner Loch aus Hohen Sprenz. „Die Meerforellen-Brütlinge sind soweit. “ So in etwa klingen die meist kurzen Sätze. Damit fordert er uns voller Freude über unsere gemeinsame Leidenschaft auf, den Transport zu organisieren.  

 

Zwei Tage im Auto – Gedanken über eine ungeschützte Art…. 

Tag eins: Ende März führte mich die erste Tages-Tour auf die Insel Rügen. Morgens gegen 7 Uhr wurden die Brütlinge frisch „verpackt“ auf den Weg gebracht. Von Hohen Sprenz aus führte die Reise  über die B105 durch den Ort Rövershagen. Beim Autofahren kann ich immer über viele Sachen nachdenken.  So dachte ich an diesem März-Morgen an den Mai 2018 zurück. Ein großer Obstbauer aus dem erwähnten Ort muss direkt am Peezer Bach ausgebrachtes Schneckenkorn entfernen. Die Aktion zog sich von der ersten Meldung durch uns Angler bis zur Erledigung ganze drei Tage lang hin. Angekündigter Regen am vierten Tag hätte eine Katastrophe ausgelöst! Der Geschäftsführer sprach am Telefon damals von einem „Versehen“!

Und weiter geht der Weg auf der B105 an Ribnitz vorbei, durch Löbnitz, über die Barthe nach Stralsund.  Ich dachte daran, wie ein Verwandter mir vor sehr vielen Jahren voller Stolz „seine“ Edelkrebse in der Barthe zeigte. Die Meldungen der letzten Monate und Jahre um die Barthe sind dramatisch. Viele erinnern sich an die Schlagzeilen von Verschmutzung und Fischsterben. Und da kommt mir der Gedanke, dass diese Bilder von Edelkrebsen in der Barthe für sehr lange Zeit nur noch Erinnerung bleiben werden. Ich frage mich: Werde ich wohl meiner kleinen zweijährigen Enkelin hier jemals Edelkrebse in M-V´s Wildnis zeigen können? Wir müssen uns auch nicht wundern, dass es noch nie gelang eine aufsteigende Meerforelle in der Barthe nachzuweisen. Trotz jährlicher Besatzmaßnahmen durch das LALLF im Rahmen des Meerforellenbesatzprogrammes, trotz Renaturierungen in einigen Bereichen.

Nach 2,5 Stunden Fahrt endlich am Ziel. Nun die ca. 25 Kg schweren Behältnisse noch über Stock und Stein an den Bach tragen. Dann erkunden endlich die ca. 50.000 Meerforellenbrütlinge ihre neue Heimat! Nach einem Kaffee in Graal Müritz führt mich der Weg an der Rostocker Heide vorbei. Ich sehe große Erdbeerfelder. In der 2. Hälfte des Jahres 2020 wurde der Radelbach verschmutzt! Entsprechende Pressemeldungen verweisen auf einen großen Obstbauern, der überaus erfolgreich mit Erdbeeren handelt. Der Geschäftsführer sprach in der Presse von einem Versehen…. auch er mal wieder.

Nach fast 350 Kilometern Fahrstrecke und guten 10 Stunden endlich Feierabend.

Tag Zwei: Der zweite Tag führt mich an den Wallensteingraben. Auf der Hinfahrt über Hellbach und Panzower Bach kommen die Erinnerungen an fast jährliche Schadensereignisse wieder.

Im Jahr 2018 die Einleitung durch eine Schweinemastanlage, im März 2019 ein umgekippter Anhänger mit Gärresten, Gärschlamm und Diesel am Bahnübergang, im Dezember 2019 ausgetretenes Hydrauliköl, im Sommer 2020 tote Fische festgestellt durch ein Ingenieurbüro, im April 2021 Einleitung von Diesel in den Panzower Bach. Und immer sind Lebewesen im, auf  und natürlich auch am Wasser betroffen. Alle sind erschüttert, immer wieder erschüttert, über tote große Meerforellen und viele andere Fische verschiedenster, teils seltener Arten. Beeindruckend sind oft die großen, gut sichtbaren Fische die da sterben mussten. Es wird immer vergessen, dass es auch den Nachwuchs betrifft, der mit den großen Fischen gleich zugrunde geht und für das nächste Jahr ebenfalls meist verloren ist. 

Ich vermisse die vorbeugende Handlung durch verantwortliche Behörden und Politik. Es stellt sich die Frage nach Vermeidung und die Frage nach der Verschärfung von Strafen zur Prävention künftiger Vergehen. Die „schwarzen Schafe“ gehören hier „nachhaltig“ bestraft, die Strafen müssen also abschreckend werden. Es sollten auch Subventionen und Förderungen bei Umweltschäden jeglicher Art gestrichen werden.

So denke ich also vor mich hin und gerate in Fahrt – bin in der Aufregung fast geblitzt worden!

Am Ziel, dem Wallensteingraben, werden auch hier 50.000 Brütlinge in die idyllische Natur entlassen. Nach der Rückkehr frage ich mich wieder einmal, macht es Sinn und weiß die Antwort: Ja, es macht Sinn. Wir machen mit unserer Arbeit unbeirrt weiter. Und noch mehr - wir sollten uns als Angler und Ehrenamtler auf keinen Fall verdrängen lassen von den Gewässern und aus der Natur. Wir schützen  mit aller Kraft, was wir nutzen!

 

04.12.2021 Schulung und Einweisung Laichkartierung Meerforelle

Am 04.12.2021 fand unsere Schulung für Neueinsteiger bei der Laichkartierung von Meerforellen statt. In einem sehr begrenzten Personenkreis und entsprechend der gültigen Corona-Landes-Verordnung trafen sich die Teilnehmer morgens um 09:00 Uhr an einem Gewässer auf einem Parkplatz. Nach einer kurzen theoretischen Einweisung ging es dann direkt an das Fließgewässer. Es konnten einige Laichbetten von Bachforellen identifiziert werden und die Details besprochen werden. Die Schulung ist wichtig um in der Saison 2020-2021 unser Vereinsprojekt Laichkartierung der Meerforelle im 12. Jahr fortzusetzen. Wir bedanken uns bei den Teilnehmern für die mitgebrachte Zeit und hoffen auf einen erfolgreichen Start in dem jeweiligen zugewiesenen Gewässer!